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Dr. Benedikt Descourvières: Zwangsarbeit in Deutschland und Worms 1939-1945

Stunde 2

Diese Stunde beschäftigt sich mit den konkreten Umständen und Folgen von Zwangsarbeit für die Betroffenen. Ihr Kernstück besteht in der Analyse vierer exemplarischer Zeugenaussagen von Wormser Zwangsarbeitern, die Brecher für seine Studie ermittelt hat.

Eröffnung
Die Schüler werden aufgefordert, ihren täglichen Verzehr von Brot, Fleisch, Fett, Zucker und Gemüse ungefähr zu ermitteln, indem sie möglichst detailliert ihre Mahlzeiten und "Naschereien" zwischendurch anführen, um den eigenen alltäglichen Konsum mit den Rationen für Zwangsarbeiter zu vergleichen. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß beispielsweise Salami zu mindestens einem Drittel aus Fett besteht, Weichkäse zu 60-80%, Hartkäse zu durchschnittlich 40% und Frischkäse zu ca. 20%. Für den Zuckerkonsum sind auch Erfrischungsgetränke wie Cola und Limonade nicht zu vergessen. Zur groben Orientierung bietet M 4a Empfehlungen für ein Tageskostbeispiel mit Fettangaben als Vergleichsgrundlage an. Die Ergebnisse werden als Notat an der Tafel festgehalten und mittels M 4a grob in einen Gramm-Verbrauch pro Tag umgerechnet. Danach wird den Schülern die Übersicht der durchschnittlichen Lebensmittelrationen für Zwangsarbeiter in M 4b auf Folie präsentiert.
Material: M 4a und M4 b

Arbeitsauftrag
" Stellen Sie in Stichworten und in Stillarbeit zusammen, was und wieviel Sie zu den einzelnen Mahlzeiten pro Tag verzehren."

Erwartungshorizont
Es fällt eine erschreckende Diskrepanz zwischen tatsächlicher Ernährung und heutigen Vorstellungen von gesunder und ausreichender Ernährung auf; insbesondere unter der Bedingung schwerer körperlicher Arbeit. Gerade die Portionen für Zucker, Fleisch und Fett dürften auch bei diätetischer Ernährung deutlich von den Rationen in M 4b abweichen.

Erarbeitung
Nicht nur die Ernährungssituation stellte sich den Zwangsarbeitern als Problem dar. Auch die offiziellen Regeln und Verhaltensanweisungen schränkten deren Lebensqualität massiv ein. Dazu wird die vorbereitete Hausaufgabe zu M 3 abgerufen. Die Ergebnisse werden in Stichworten an der Tafel gesichert.
Material: M 3

Arbeitsauftrag
" Stellen Sie bitte Ihre Hausaufgabe vor."

Erwartungshorizont
Insgesamt war die Bewegungs- und gesellige Versammlungsfreiheit der Polen stark eingeschränkt, der private Kontakt mit Deutschen gar verboten. Auch die Teilnahme am öffentlichen Leben der Deutschen wie Restaurants, Theater und Verkehrsmittel waren ihnen verwehrt. Zudem mußten Abzeichen getragen werden. Mit dem Tod wurden sexuelle Kontakte zwischen Polen und Deutschen bestraft. Andererseits wurde ihnen bei entsprechender Arbeitsleistung Lohn und Brot zugesagt und der gesellige Verkehr in "Polengaststätten" erlaubt. Eher zynisch klingt die Behauptung aus Absatz 9, die Polen seien freiwillig in Deutschland. Die tatsächliche Ernährungssituation aus M 4b steht im Widerspruch zur offiziellen Ernährungszusage.

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Hinweis: Diese Webseite wird vom IGL auch Jahre nach Abschluss des Projekts weiterhin zur Verfügung gestellt. Die unten angezeigten Inhalte sind aber veraltet und spiegeln möglicherweise nicht den aktuellen Forschungsstand wider. (Klicken Sie auf diese Meldung, um sie auszublenden.)