Stunde 2
Diese Stunde beschäftigt sich mit den konkreten Umständen
und Folgen von Zwangsarbeit für die Betroffenen. Ihr Kernstück
besteht in der Analyse vierer exemplarischer Zeugenaussagen von Wormser
Zwangsarbeitern, die Brecher für seine Studie ermittelt hat.
Eröffnung
Die Schüler werden aufgefordert, ihren täglichen Verzehr von
Brot, Fleisch, Fett, Zucker und Gemüse ungefähr zu ermitteln,
indem sie möglichst detailliert ihre Mahlzeiten und "Naschereien"
zwischendurch anführen, um den eigenen alltäglichen Konsum
mit den Rationen für Zwangsarbeiter zu vergleichen. Hierbei ist
zu berücksichtigen, daß beispielsweise Salami zu mindestens
einem Drittel aus Fett besteht, Weichkäse zu 60-80%, Hartkäse
zu durchschnittlich 40% und Frischkäse zu ca. 20%. Für den
Zuckerkonsum sind auch Erfrischungsgetränke wie Cola und Limonade
nicht zu vergessen. Zur groben Orientierung bietet M 4a Empfehlungen
für ein Tageskostbeispiel mit Fettangaben als Vergleichsgrundlage
an. Die Ergebnisse werden als Notat an der Tafel festgehalten und mittels
M 4a grob in einen Gramm-Verbrauch pro Tag umgerechnet. Danach wird
den Schülern die Übersicht der durchschnittlichen Lebensmittelrationen
für Zwangsarbeiter in M 4b auf Folie präsentiert.
Material: M 4a und
M4 b
Arbeitsauftrag
" Stellen Sie in Stichworten und in Stillarbeit zusammen, was und
wieviel Sie zu den einzelnen Mahlzeiten pro Tag verzehren."
Erwartungshorizont
Es fällt eine erschreckende Diskrepanz zwischen tatsächlicher
Ernährung und heutigen Vorstellungen von gesunder und ausreichender
Ernährung auf; insbesondere unter der Bedingung schwerer körperlicher
Arbeit. Gerade die Portionen für Zucker, Fleisch und Fett dürften
auch bei diätetischer Ernährung deutlich von den Rationen
in M 4b abweichen.
Erarbeitung
Nicht nur die Ernährungssituation stellte sich den Zwangsarbeitern
als Problem dar. Auch die offiziellen Regeln und Verhaltensanweisungen
schränkten deren Lebensqualität massiv ein. Dazu wird die
vorbereitete Hausaufgabe zu M 3 abgerufen. Die Ergebnisse werden in
Stichworten an der Tafel gesichert.
Material: M 3
Arbeitsauftrag
" Stellen Sie bitte Ihre Hausaufgabe vor."
Erwartungshorizont
Insgesamt war die Bewegungs- und gesellige Versammlungsfreiheit der
Polen stark eingeschränkt, der private Kontakt mit Deutschen gar
verboten. Auch die Teilnahme am öffentlichen Leben der Deutschen
wie Restaurants, Theater und Verkehrsmittel waren ihnen verwehrt. Zudem
mußten Abzeichen getragen werden. Mit dem Tod wurden sexuelle
Kontakte zwischen Polen und Deutschen bestraft. Andererseits wurde ihnen
bei entsprechender Arbeitsleistung Lohn und Brot zugesagt und der gesellige
Verkehr in "Polengaststätten" erlaubt. Eher zynisch klingt
die Behauptung aus Absatz 9, die Polen seien freiwillig in Deutschland.
Die tatsächliche Ernährungssituation aus M 4b steht im Widerspruch
zur offiziellen Ernährungszusage.
[zurück] [weiter
zu: Stunde 2 II]
|