Volker Brecher: Zwangsarbeit in Worms |
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Bei Doerr & Reinhardt gab es nach dem Bericht der vermutlich dort beschäftigten Feodisija Grwischina: "Zwei Mal [am Tag] Steckrüben [und] eine wässerige Suppe." Wasilij Pereschanov schreibt über die Ernährung während seines Aufenthalts in Worms: "Das Essen [ist] furchtbar." [11] und "Man darf nicht das 'Essen' vergessen: schwarzer Kaffee, einmal Gemüsesuppe und 300 g Brot mit Holzspänen. [12] Elena Zemljanskaja ergänzt auf die Frage, wie das Essen war: "Sehr schlecht. Man verlor alle Kräfte. Wer schwere Arbeiten verrichten musste, fiel oft vor Erschöpfung um." Besonder schlimm war die Ernährungssituation für die in Worms lebenden Kleinkinder der Ostarbeiter. Wieviele Kinder sich in den Wormser Zwangsarbeiterlagern aufhielten, lässt sich nicht mehr ermitteln. Bekannt ist aber, dass insgesamt mindestens 37 Kinder und Säuglinge während des Krieges in Worms verstorben sind. Betrachtet man die Todesursachen, so fällt auf, dass ein Großteil der Kinder an Ernährungsstörungen oder Erkältungskrankheiten verstarb. Da zur Verpflegung der Säuglinge und Kleinkinder lediglich der halbe Verpflegungssatz erwachsener Arbeitskräfte angesetzt war und optional nur noch ein ½ Liter Vollmilch verabreicht werden durfte, ist die Häufung gerade dieser Todesursachen nicht überraschend. [13] Die Säuglinge konnten den Brei, der aus der Milch und dem "Russenbrot" hergestellt wurde, nicht verdauen. Dieses "Russenbrot" bestand häufig aus 50% Roggenschrot, 20% Zuckerrübenschnitzel, 20% Zellmehl (Holzspäne) und 10% Strohmehl oder Laub. [14] Eine altersgerechte Ernährung fand somit nicht statt. Starben die Kinder nicht direkt an den sogenannten "Ernährungsstörungen", waren viele dennoch so geschwächt, daß eine leichte Erkältung bereits tödlich enden konnte. Auch Kinderkrankheiten als Todesursache – 2 Kinder verstarben an Masern, waren unter den gegebenen Umständen nicht überraschend.
[11] Brief ohne Datum, in StAWo
Ordner Zwangsarbeiter als Kopie vorhanden. |
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