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Volker Brecher: Zwangsarbeit in Worms

Feodosija Grischina, die vermutlich bei der Lederfabrik Doerr & Reinhardt beschäftigt war, schildert, dass die Lagerleitung und die deutschen Mitarbeiter die Ostarbeiterinnen „geschlagen und bestraft“ hätten. Dieses Bild bestätigt auch Herr Pereschanov, der über die Cornelius Heyl AG berichtet:

"Der Vorarbeiter (seinen Namen habe ich vergessen) war sehr grausam und voll Haß gegen Ostarbeiter."

Dennoch gab es auch in diesem Betrieb positive Kontakte zwischen Deutschen und Zwangsarbeitern. Eine intensive Freundschaft entwickelte sich zwischen Herrn Pereschanov und dem deutschen Arbeiter Ludwig P. Herr Pereschanov schreibt:

"Ich war noch nicht volljährig und man gab mich als Mitarbeiter einem Deutschen (ein wundervoller Mensch) mit dem Namen Ludwig P[.] (...) Ludwigs Verhalten zu Ostarbeitern war mitfühlend und wohlwollend." [7]

In einem Brief an die Tochter von Herrn P. schildert Herr Pereschanov:

"Dein Vater war ein sehr 'menschlicher Mensch', er hat die Ostarbeiter nie beleidigt. (...) Ich war bereit, die guten Hände meines Retters zu küssen. Bei diesen schwersten Bedingungen schätzte man sehr ein menschliches Verhalten und das gute Wort des Mitleids." [8]

Nach der Befreiung durch die Amerikaner zeigte sich Herr Pereschanov für die Anteilnahme von Herrn P. erkenntlich, indem er aus einem von den Soldaten entdeckten Lebensmittellager Vorräte entnahm. Er berichtet:

"Ich habe zusammen mit anderen Jungs beschlossen, Deinem Vater unsere Dankbarkeit zu erweisen. Wir haben so viele Lebensmittel genommen, was wir nur konnten, und haben das alles euch gebracht. (...) Wir waren sehr zufrieden, dass wir Deiner Familie auch was Gutes machen konnten." [9]

 

[7] Brief von Herrn Pereschanov an Frau Hofrichter vom Arbeitskreis "Ukraine-Pfalz" vom 29.06.1999. Als Kopie im StAWo, Ordner Zwangsarbeiter (29.06.1999).
[8] Brief von Herrn Pereschanov an Frau Käthe F. vom 22. Februar 2000. Als Kopie im StAWo, Ordner Zwangsarbeiter (22.02.2000).
[9] Brief von Herrn Pereschanov an Frau Käthe F. vom 22. Februar 2000. Als Kopie im StAWo, Ordner Zwangsarbeiter (22.02.2000).

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