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Michael Martin: Zwangsarbeiter in Landau

Das Horstlager

Das Horstlager, von dem sich Grundrisspläne im Stadtarchiv erhalten haben, befand sich Ecke Horst-/Dammühlstraße, dort wo heute der Bierweiler Hof steht. Angeschafft wurden von der Stadt vier Mannschaftsbaracken aus Holz, 30 Meter lang, 8 Meter breit, also 240 Quadratmeter, eine 36 Meter lange Wirtschaftsbaracke, zwei Wasch- und 2 Abortbaracken. Alle Gebäude standen vorher in Kapsweyher und Bobenthal. Zunächst war die Einweisung von 300 Arbeitern vorgesehen, wobei auch die Arbeiter, die bislang in Privatquartieren gewohnt hatten, in das Lager mussten. Ausnahmen mussten von der Gestapo genehmigt werden. "Genehmigt wurden nur Anträge aus Berufen, die schon immer ihre Arbeitskräfte im Hause unterbrachten, wie bei Bäckern, Schuhmachern, Landwirten." [16]

Über die Einrichtung des Lagers gibt es nur wenige Quellen, ein ausführliches Inventarverzeichnis und ein Rundschreiben des Bürgermeisters vom 30. Juni 1944 an die Betriebe, in dem u.a. ausgeführt wurde:

"Das von der Stadt Landau zur Unterbringung der ausländischen Arbeitskräfte erbaute Ausländerlager an der Horststraße steht vor der baulichen Vollendung. Es bietet Gelegenheit, die Lagerinsassen getrennt nach Volkstum unterzubringen. Das neu errichtete Bad gestattet die Einführung regelmäßiger Badetage. Hier stehen auch Wasch- und Trockenräume für Kleidungsstücke zur Verfügung. Die gesonderte Revierstube erlaubt Kranke unter strenge Kontrolle zu nehmen. Die Einrichtung einer Frisörstube hat sich als sehr notwendig erwiesen. Für die Esseneinnahme steht in der Wirtschaftsbaracke ein großer Saal zur Verfügung. Hier liegen auch die Zeitungen in der Heimatsprache in größerer Zahl auf. Die gesamte Lagerführung untersteht der Deutschen Arbeitsfront..." [17]

Gegen Kriegsende wird die Aktenführung und die schriftliche Überlieferung immer dünner. Fest steht, dass das Lager beim Tagesangriff vom 7. Januar 1945 um 13 Uhr schwer getroffen und zwei Baracken zerstört wurden. Tote und Verletzte scheint es nicht gegeben zu haben. Das Lager konnte jedenfalls nicht mehr gehalten werden und ein Großteil der Lagerinsassen, etwa 200, wurde in den beschlagnahmten Germaniasaal der protestantischen Kirchengemeinde umquartiert. Dieser Saal in der Kronstraße, heute das Gebäude über dem Stiftskeller, also gegenüber C&A, steht nicht mehr, er wurde beim Angriff vom 16. März 1945 total zerstört. Bei diesem Angriff kamen im Übrigen 28 Zwangsarbeiter ums Leben, wobei heute nicht mehr festzustellen ist, ob sie im Germaniasaal verschüttet waren.

 

[16] StA LD A II 2637.
[17] Ebd.

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