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Hedwig Brüchert: Zwangsarbeit 1939-1945 – der "Arbeitseinsatz" von zivilen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in den Regionen des heutigen Landes Rheinland-Pfalz.

Die "Ostarbeiter-Erlasse"
Kennzeichen "OST"Der Alltag der sowjetischen Frauen und Männer in Deutschland war von schwerer Arbeit und langen Arbeitszeiten, häufig auch von schlechter Unterbringung in Massenquartieren ohne ausreichende sanitäre Einrichtungen, von Mangel an Nahrung und Kleidung sowie von Heimweh geprägt. Ein direkter Kontakt der "Russen" mit der deutschen Bevölkerung, aber auch mit den weniger verachteten "Westarbeitern", war verboten. Dies ließ sich am Arbeitsplatz kaum durchsetzen. Außerhalb der Betriebe wurde jedoch auf eine strikte Trennung geachtet. An der Kleidung mussten die Arbeitskräfte aus der Sowjetunion das Kennzeichen "OST" tragen. Die Betriebe mussten für sie eigene Lager errichten, die eingezäunt und bewacht waren.. Durch die "Ostarbeiter-Erlasse", die vielerlei schikanöse Verbote und Vorschriften umfassten, wurde ihre persönliche Freiheit völlig eingeschränkt. Bei Regelverstößen drohten drastische Strafen.

Trister Alltag der "Ostarbeiter"

 Abb.: Skizze des "Horstlager" Landau

Auch wenn alle Lager der Zivilarbeiter der Aufsicht durch die DAF unterstanden und in Sicherheitsfragen durch die Gestapo kontrolliert wurden, konnte die Behandlung der Lagerinsassen von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein. Sie hing stark von der Menschlichkeit und der politischen Einstellung des Firmeninhabers, des Lagerleiters und des übrigen Personals ab. Diese Unterschiede konnten sich in der Qualität des Lageressens, der sanitären Ausstattung der Unterkunft ebenso wie in der Häufigkeit von Bestrafungen oder Meldungen bei der Gestapo zeigen.

 

Besonders litten die Lagerbewohner unter Ungezieferplagen als Folge der mangelnden Hygiene in den Unterkünften. In den meisten Lagern mussten von Zeit zu Zeit durch Fachfirmen "Entwesungsaktionen" durchgeführt werden.

In der Landwirtschaft konnten die "Ostarbeiter" Glück haben und zumindest ausreichend zu essen bekommen. Dies hing vom jeweiligen Arbeitgeber ab. Manchmal entwickelte sich in familiäres, herzliches Verhältnis zwischen den ausländischen Arbeitskräften und den Bauernfamilien. Doch es wird auch oft genug von Schikanen, überlangen Arbeitszeiten und körperlichen Misshandlungen berichtet.

                 


             Abb.: Sowjetische Zwangsarbeiterinnen der Ortlinghaus-Werke vor der                                       Firmenlagerbaracke in Montabaur 1944

Dokument: Eine ehemalige Zwangsarbeiterin aus der Ukraine, bei der Ankunft in Deutschland im Jahr 1942 erst 16 Jahre alt, schickte 2001 dieses Gedicht (hier in deutscher Übersetzung), das während ihrer Zeit im Fabriklager in Deutschland entstand und das Heimweh der jungen Mädchen ausdrückt.

 

                                            

                                  Abb.: Ukrainerin in Worms (Wanda F. Soboltynskaja)

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