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Hedwig Brüchert: Zwangsarbeit 1939-1945 – der "Arbeitseinsatz" von zivilen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in den Regionen des heutigen Landes Rheinland-Pfalz.

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Eine ehemalige Zwangsarbeiterin aus der Ukraine, bei der Ankunft in Deutschland im Jahr 1942 erst 16 Jahre alt, schickte 2001 das folgende Gedicht (hier in deutscher Übersetzung), das während ihrer Zeit im Fabriklager in Deutschland entstand und das Heimweh der jungen Mädchen ausdrückt. Sie erklärte dazu:

"Wir verfassten damals Lieder und Gedichte. Eines davon schreibe ich hier für Sie auf:

Der Winter ist vergangen, der Sommer ist gekommen.
In den Gärten blühen wieder Blumen.
Mich - ein junges Mädchen -
Hat man nach Deutschland ins Lager verschleppt.

Die Kerze brennt mit einer zitternden Flamme,
In den Baracken schlafen alle fest,
Um die Baracke sind die Aufseher,
Sie gehen wachend durch die Gegend.

Und ich - das Mädchen, das jünger als alle anderen ist,
Habe meinen Kopf auf meine Brust gelegt,
Ich träume von meinem Heimatland,
Ich Arme kann nicht schlafen.

Warum gebarst du mich, meine Mutter?
Warum zwangst du mich hier zu leben?
Du schenktest mir mein armseliges Schicksal
Du ließest zu, dass man mich in dieses "Kulturland" verschleppte.

In diesem "Kulturland" hasst man uns,
Nirgendwo sind wir willkommen,
Man nennt uns "Russenschwein",
Man schickt uns ins Konzentrationslager.

Schwere Klötze erdrücken unsere Füße,
"OST" steht auf unserer Brust,
Sperren, Stacheldrahtzäune und Aufseher
Haben uns unserer Freiheit beraubt.

Lass' diese Wälder verbrennen,
Lass' dieses Lager verschwinden,
Wir möchten so gern in der heimatlichen Ukraine
bei unseren Familien leben und wieder froh sein.


Erhalten von Elena Petrowna Bogomaz aus dem Dorf Ordo-Wasiljewka (Bezirk Sofijewskij) im Gebiet Dnepropetrowsk im Juli 2001. Sie musste von Oktober 1942 bis März 1945 in Hochheim bei Mainz in einer Malzfabrik arbeiten. Einmal versuchte sie zu fliehen, wurde aber in Frankfurt am Main von der Polizei aufgegriffen und in das Fabriklager zurückgebracht.

Hinweis: Diese Webseite wird vom IGL auch Jahre nach Abschluss des Projekts weiterhin zur Verfügung gestellt. Die unten angezeigten Inhalte sind aber veraltet und spiegeln möglicherweise nicht den aktuellen Forschungsstand wider. (Klicken Sie auf diese Meldung, um sie auszublenden.)