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Ulrike Winkler: "... sind unsere Gäste und Helfer in der Arbeit gewesen ..."

Auch für die Versorgung der erkrankten 'Ostarbeiter/innen', die sämtlich aus Kreuznacher Betrieben stammten, wurden ausländische Frauen eingesetzt. Die Arbeit in der sog. 'Ostarbeiterkrankenbaracke' war ausgesprochen schwer und gefährlich. In der mangelhaft zusammen gezimmerten und dürftig ausgestatteten Holzbaracke fanden nicht nur 'einfachere' Fälle Aufnahme, sondern auch Patienten mit hoch ansteckenden Krankheiten, etwa Typhus und Fleckfieber. Krankheiten, mit denen insbesondere die Arbeiter der Seitz-Werke und der Chemischen Fabrik Dr. Jacob, beide Bad Kreuznach, eingeliefert wurden. Einige der nicht bzw. nur mangelhaft in der Krankenpflege ausgebildeten ausländischen Frauen verweigerten aus Angst, sich anzustecken, sogar die Arbeit, wurden allerdings nicht vom damaligen Chefarzt, Dr. Behrens, bei Polizei und Arbeitsamt angezeigt.

Ein besonders tragisches und die Diakonie belastendes Kapitel stellen die Zwangsabtreibungen an 'Ostarbeiterinnen' dar, die ein Anstaltsarzt im Auftrag des Kreuznacher Gesundheitsamtes in 21 Fällen durchführte. Wochenlang blieb dessen Tun von der Direktion unbemerkt, bis sich die bei diesen Eingriffen assistierenden Diakonissen bei ihrer Oberin beschwerten. Daraufhin setzten sich Pfarrer Hanke und Dr. Behrens bei den verschiedensten staatlichen und Parteistellen für ein Ende der Schwangerschaftsunterbrechungen ein, die schließlich – vor allem aufgrund anderweitiger Planungen des Landes (Zentralisation der Abtreibungen, u.a. in den Rasselstein-Werken bei Wissen) – im Winter 1943 eingestellt wurden.

Insgesamt arbeiteten in den Kriegsjahren 81 Ausländerinnen und Ausländer für die Kreuznacher Diakonie und ihre Nebenanstalten, die noch bis vor kurzem keine Kenntnis über die unfreiwillig bei ihr beschäftigten Arbeitskräfte besaß.

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