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Günter Henkel: Ein Brief aus Bjelorussland

Der Bitte von Frau Batzukowa konnte in einem gewissen Maße entsprochen werden, nachdem im Archiv der Stadt und - durch Hinweise in den Akten daselbst angeregt - anderswo auf Spurensuche gegangen wurde. Zunächst fand sich unter der Bezeichnung "Russen" eine alphabetisch geführte Liste mit 227 Namen, Geburtsdaten, Arbeitsstellen und Aufenthaltsdauer, die belegte, dass sich die hier aufgeführten Personen in den Jahren 1941 bis 1945 in Deutschland und zwar in Montabaur aufhielten. Die Geburtsorte weisen auf die damalige Sowjetunion hin. Den längsten Aufenthalt in Montabaur hatte der unter Nr. 214 dieser Liste geführte Harasymir Michael, geboren am 9.11.1925 in Prossljansk, der vom 7.11.1941 bis in den März 1945 nach diesen Angaben im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder zu Montabaur beschäftigt war. [2]

Bis zum Juli 1941 lassen sich im Verhältnis des Deutschen Reiches zur Sowjetunion seit Beginn des Zweiten Weltkrieges folgende wichtige Ereignisse feststellen:

Nach dem Nichtangriffspakt vom 23. August 1939 folgte ein Deutsch-Sowjetischer Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939, der z.B. die baltischen Staaten den Sowjets überließ. Obwohl Hitler schon im Dezember 1940 die Weisung zum Fall "Barbarossa" gab, kam es noch am 10. Januar 1941 zum Abschluss eines Deutsch-Sowjetischen Wirtschaftsvertrages. Der Balkanfeldzug gegen Jugoslawien und Griechenland hatte den Fall "Barbarossa" - den Überfall auf die Sowjetunion - bis zum 22. Juni 1944 verzögert.

Aus dem Aktenbestand des Stadtarchivs Montabaur für diese Zeit lässt sich die betonte rechtliche Differenzierung zwischen den Zwangsarbeitern polnischer Nationalität und den bis zum Krieg mit der UdSSR "freiwillig" in Deutschland arbeitenden Sowjetbürgern nachweisen. In einem Runderlass des Reichsinnenministeriums vom 14. November z.B. heißt es, dass "den Angehörigen anderer fremder Völker ... als der Polen ... auf Antrag eine Bescheinigung auszustellen (ist), dass sie nicht polnischer Volkszugehörigkeit sind." [3]

 

[2] Stadtarchiv Montabaur, Abt. 5 Nr. 37.
[3] Stadtarchiv Montabaur, Abt. 5 Nr. 37.

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