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Volker Brecher: Zwangsarbeit in Worms

Im Rahmen dieses Aufsatzes kann es nicht gelingen, alle diese Fragen zufriedenstellend zu beantworten. Vielmehr soll anhand von lediglich zwei Aspekten, den Unterbringungsverhältnissen und der Ernährungssituation, aufgezeigt werden, dass es keine allgemeingültigen Antworten auf diese Fragen geben kann!

Da nur noch wenige Zeugnisse über die Fremdarbeit in Worms während des Zweiten Weltkrieges vorhanden sind, werden die folgenden Ausführungen den Charakter eines fragmentarischen Überblicks tragen und können daher nur vereinzelte Blitzlichter auf eine Thematik werfen, die in den Nachkriegsjahrzehnten ein Schattendasein fristete und erst durch die Entschädigungsdebatte der letzten Jahre wieder vermehrt in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses geriet. Anhand der nun vorgestellten Einzelbeispiele soll die Vielfältigkeit und Komplexität des Themas vorgestellt und eindrücklich darauf hingewiesen werden, dass sich trotz der rigiden Politik der Nationalsozialisten für die Beteiligten Behörden und Firmen erhebliche Spielräume ergaben und daraus sehr unterschiedliche Lebensbedingungen für die deportierten Arbeitskräfte resultieren konnten. Dieser Aspekt erscheint besonders wichtig, da auch heutzutage noch völlig unreflektierte Aussagen wie: „Denen ging es doch hier besser als zu Hause in Russland!“ oder „Die deutschen Arbeiter mussten genauso hart arbeiten, weshalb sollen die Zwangsarbeiter jetzt noch Geld bekommen!“ in der Öffentlichkeit kursieren, die pauschalisierend die besonderen Lebensumstände der ausländischen Arbeitskräfte in Abrede stellen und dadurch in nicht unerheblichem Maße die Verbrechen der Nationalsozialisten verharmlosen. Auch in Worms hat es dieses Unrecht vielfach gegeben, aber auf der anderen Seite auch Menschlichkeit, Nächstenliebe und Mitleid. In diesem Spannungsfeld werden sich die folgenden Ausführungen bewegen.

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