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Bericht der SD-Außenstelle Mayen an den SD-Abschnitt Koblenz
vom 13.3.1943
"Einsatz der Ostarbeiter(innen):
Es ist allgemein bekannt, daß während des vergangenen Monates
die Siegeszuversicht der Ostarbeiter in ihrem ganzen Wesen zu merken
war. In einem Dorfgeschäft wurde erzählt: Eine Ostarbeiterin
stellte sich nachmittags um 3 Uhr einen englischen Sender an, um Nachrichten
in russischer Sprache zu hören. Die Bäuerin war nicht mächtig
genug, sie vom Radio wegzubringen. Da sie unter keinen Umständen
das Abhören dulden wollte, entfernte sie die Antenne. Dieser eine
Fall, der bestimmt nicht vereinzelt ist, zeigt, wie anmaßend sich
diese Völker benehmen, er zeigt aber auch, wie weit wir entfernt
davon sind, ein Herrenvolk zu sein.
Folgendes soll sich in Plaidt ereignet haben: Die Ostarbeiterin, die
bei dem dortigen Milchverteiler beschäftigt ist, soll sich wie
folgt geäußert haben: Hitler ist ein Lump, man müßte
ihm den Hals abschneiden.' Sie soll diese Äußerung auf offener
Straße getan haben. Man stelle sich den umgekehrten Fall mit einer
solchen Behauptung gegenüber Stalin vor in Sowjetrußland.
Der Fall müßte genau untersucht werden.
Bei einer Besprechung der politischen Lage in der Schule erzählte
ein Junge dem Lehrer: Ein Ostarbeiter sagte zu seiner Brotherrin: Weil
Frau gut war, wird sie nicht gequält, bekommt nur den Hals abgeschnitten!'
Die Arbeitgeber müßten angewiesen werden, solche Äußerungen
sofort der Polizei zu melden. Wenn das nicht geschieht, kommt es so
weit, daß die Hilfsvölker sich als die Herren aufspielen
(über den Herrn Gefangenen' habe ich bereits früher
berichtet). Die gegebenen Richtlinien für die Behandlung der eingesetzten
Völker genügen nicht, sie sind viel zu allgemein gehalten.
Es wird ferner berichtet, daß ein Teil der Zivilarbeiter aus dem
Osten bei Bekanntwerden der Rückschläge, die wir im Osten
erlitten haben, sich arbeitsunwillig oder gar feindlich zu den Arbeitgebern
eingestellt habe.
Beim Bauer Brauweiler in Münstermaifeld ist ein 17-jähriger
Ostarbeiter beschäftigt, der habe sich [gegenüber seinem]
Arbeitgeber in folgender Form geäußert: Nächstes
Jahr ich Chef, dann Du arbeiten!' Der Vorfall wurde vom ... Görres
in Münstermaifeld erzählt.
(...)
Allgemein wird gesagt, daß die meisten Zivilarbeiter, fremdvölkische
und auch ein Teil der Franzosen, nach Bekanntwerden der neuen Lage sich
nicht mehr so arbeitswillig gezeigt haben in der Hoffnung, daß
ihnen nun Morgenluft wehe. Bezüglich der Franzosen wird aber betont,
daß es sich in der Hauptsache um solche Leute handelt, die von
Hause der sogenannten Volksfront angehörten und dementsprechend
marxistisch eingestellt sind, wogegen ein sehr großer Teil der
kriegsgefangenen Franzosen sich gerade jetzt arbeitswillig und zugänglich
zeige; man sieht in ihnen Leute, die sich hinter die Regierung Pétain
stellen.
Daß hier und da Kriegsgefangene und fremdvölkische Zivilarbeiter
mit der Zivilbevölkerung zu warm werden, wird damit begründet,
daß immer noch sehr viele Arbeitgeber mit ihren Leuten fremden
Blutes zu sehr Gemeinschaft pflegen, mit ihnen an einem Tisch essen
und den Fremdvölkischen als ihresgleichen behandeln."
Quelle: Peter Brommer: Die Partei hört mit. Bd. 2, Teil 1, Nr.
85, S. 300f. (Überlieferung: LHA Koblenz, Best. 662,6 Nr. 449)
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