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Inge Zimmermann: "Ostarbeiter" in Kaiserslautern im Spiegel von Zeitzeugenerinnerungen

Rüstungswirtschaft und Zwangsarbeit

Angesichts der Schrecken in den Vernichtungslagern scheinen die Schicksale dieser Menschen tatsächlich in Vergessenheit geraten zu sein. Aber jeder Mensch, gleich ob im Vernichtungslager, an der Front, im Gefangenenlager oder im Zuchthaus, hatte nur dieses eine Leben zu leben. Auch die millionenfach gewaltsam verschleppten und zur Arbeit gezwungenen Menschen hatten nur dieses eine Leben. Ihre Spuren finden sich überall in Deutschland. "Fremdarbeiter" - Zivilarbeiter - fremdländische Arbeitskräfte - östliche Arbeitskräfte - "Ostarbeiter", all das sind Bezeichnungen auf Schriftstücken aus jener Zeit und alle Begriffe drücken dasselbe aus, nämlich die Zwangsarbeit in einem fremden Land. Im folgenden wird für diesen Personenkreis der Begriff "Ostarbeiter" verwendet, da sich meine Nachforschungen einzig auf die Zwangsarbeiter aus der Ukraine bezogen haben.

Als die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernahmen, standen genügend deutsche Arbeitslose zur Verfügung. Auch in den ersten Jahren ihrer Herrschaft konnten sie auf eine große Zahl von Erwerbslosen zurückgreifen. Der "Vierjahresplan" 1936 sah eine Steigerung der Produktion vor allem von Rüstungsmaterial vor. Die staatlichen Rüstungsausgaben stiegen von sechs Mrd. Reichsmark 1935 auf 30 Mrd. Reichsmark 1939. Arbeitskräfte wurden zunehmend knapper. Zwangsmaßnahmen des Staates, wie z.B. Zwangsverpflichtungen, griffen nicht im gewünschten Maße. Anfang 1939 wurde die Arbeitszeit für Frauen und Jugendliche auf 10 Stunden erhöht; gleichzeitig sorgte eine Anordnung zur "Beschränkung des Arbeitsplatzwechsels" für Unmut. Der Arbeitsunwille unter den Beschäftigten wuchs. Es wurde immer schwieriger, neue Schichten in den Betrieben einzuführen, Überstunden wurden in zunehmendem Maße abgelehnt, fristlose Entlassungen wurden zum Teil durch Bummelschichten bewusst herbeigeführt, weil bessere Arbeitsplätze warteten. Die Ausweitung der Arbeitszeit hatte also nicht die gewünschte Produktionserhöhung gebracht. Es mussten zusätzliche Arbeitskräfte gewonnen werden. Erste Zielgruppe waren die Frauen. Doch auch hier blieb das Ergebnis hinter den Erwartungen zurück. Immer noch waren 400.000 Frauen weniger beschäftigt als 1928. Das Ziel des Vierjahresplanes konnte deshalb nur teilweise erreicht werden, und das auch nur mit großen zeitlichen Verzögerungen.

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