 |
"Eure Besuche sind ein Beitrag zur Versöhnung"
Delegation des Arbeitskreises Ukraine-Pfalz besucht 38 ehemalige Zwangsarbeiter
in der Ukraine
Das Schicksal der ehemaligen Zwangsarbeiter sowohl im 2. Weltkrieg
als auch heute ist ein wichtiges Thema. Das zeigte sich schon beim ersten
Besuch einer Delegation der Evangelischen Kirche der Pfalz im Rahmen
der Aktion „Versöhnung mit den Völkern Osteruropas“,
im Juni 1992 in der ukrainischen Stadt Nikolajew. Etwa 200 ehemalige
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter trafen sich mit sechs Vertreterinnen
aus Pfälzer Kirchengemeinden, berichteten von ihrer Arbeit in Deutschland
und wünschten sich sehr, mit ihren damaligen Arbeitgebern wieder
in Verbindung zu kommen.
Nach dem Gegenbesuch einer Delegation aus den Gebieten Odessa, Winniza,
Nikolajew, Poltava und Transkarpatien im Oktober 1992 in der Pfalz,
wurde der Arbeitskreis Ukraine-Pfalz gegründet. Das Arbeitskreismitglied
Albert Sommer besorgte bei der Stiftung Memorial im Moskau Listen der
noch lebenden Ostarbeiter, die in den Landkreisen Kaiserslautern, Ludwigshafen,
Worms und Neustadt/Weinstrasse gearbeitet hatten, insgesamt etwa 800
Adressen.
Nach schriftlicher Kontaktaufnahme mit den Zwangsarbeitern wurden Kontakte
zu den ehemaligen Fabriken und Bauernhöfen gesucht und aus den
Archiven Arbeitsbescheinigungen besorgt. Mit etwa einhundert ehemaligen
Ostarbeitern kam der Arbeitskreis in guten Kontakt. Einige sind wegen
ihres hohen Alters oder wegen Krankheiten inzwischen verstorben. Etwa
25 Personen konnten der Einladung der Evangelischen Kirche der Pfalz
zu einem Besuch in Deutschland folgen, diesmal als Gäste zu einem
Versöhnungsbesuch. Sie wohnten jeweils etwa zwei Wochen bei ihrem
ehemaligen Arbeitgeber oder bei Mitgliedern des Arbeitskreises.
„Besucht uns doch auch einmal in der Ukraine“, wünschten
sich viele der Gäste und der älteren Ostarbeiter, die selbst
nicht mehr die Strapaze einer Reise in die Pfalz auf sich nehmen konnten.
Vom 13. bis 24. Juni besuchten daraufhin Frau Emilie Hofrichter, Presbyterin
aus Weilerbach, und Pfarrer Rudi Job im Auftrag der Evangelischen Kirche
der Pfalz 38 ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in sieben
Bezirken der Ukraine. In den von grosser Herzlichkeit und Gastfreundschaft
geprägten Begegnungen berichteten die Ostarbeitern über ihre
Erlebnisse von 1942 bis 1945 in Deutschland und über ihr oft schweres
Schicksal nach ihrer Rückkehr in die Ukraine.
Es erfreut sie sehr, dass die Erinnerung an ihre schwere Zeit in Deutschland
jetzt sowohl in der historischen Forschung als auch mit der Errichtung
von Denkmälern und der Gestaltung von persönlichen Kontakten
lebendig gehalten wird. Die Freunde aus der Pfalz haben die Ukraine
von Ternopil bis Chmelnizki, Kamjenez-Podilski, Winniza, Dneprodzerschinsk,
Zaporischia, Berdnjansk, Poltava und Transkarpatien als ein sehr schönes
und gastfreundliches Land kennen gelernt. Wertvolle Dienste leisteten
die Politologiestudentin Oxana Mayor als Dolmetscherin und ihr Vater
Andrej Mayor als Fahrer in die vielen Städte und Dörfer. Dieser
Besuch ist eine gute Motivation, neben der humanitären und medizinischen
Hilfe und der Einladung von Germanistikstudentinnen an die Universität
Landau, auch die partnerschaftlichen Beziehungen zu den ehemaligen Zwangsarbeitern
weiter zu führen.
Kaiserslautern, den 27.6.2005
Emilie Hofrichter, Weilerbach,
Rudi Job, Enkenbach
|
 |