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Inge Zimmermann: "Ostarbeiter" in Kaiserslautern im Spiegel von Zeitzeugenerinnerungen

Verschleppung und Transport der Zwangsarbeiter

Im Raum Kaiserslautern trafen bereits im Dezember 1941 größere Transporte von Ostarbeitern ein. Die Zeitung berichtet:

"Ein Transport von über 400 Ukrainern, in der Mehrzahl Frauen, zum Teil ganze Familien, trafen zum freiwilligen Arbeitseinsatz im Gau Westmark in Kaiserslautern ein. Die Ukrainer werden in der Hauptsache in bäuerlichen Betrieben des Bezirkes Kaiserslautern eingesetzt." [7]

Ganz so freiwillig, wie es schien, waren diese Arbeiter aber doch nicht gekommen. Sauckel räumte 1944 selbst ein, dass von den damals sieben Millionen Fremdarbeitern im Deutschen Reich gerade mal 200.000 freiwillig zum Arbeitseinsatz gekommen waren. [8] Wie diese Verschleppung nach Deutschland meist von statten ging, beschreibt eine damals 17-jährige in folgendem Brief:

"Wir wurden am 14. Mai 1943 vom Dorf .... verschleppt. Wir wurden in Güterwagen gesetzt, es war Abend. Es wurde uns gesagt, der Zug würde am nächsten Tag abfahren. Jeder Wagen wurde von Maschinenpistolenschützen bewacht, zwei für jeden Wagen. Eltern, die uns begleiteten, sind für die Nacht nach Hause gegangen und wir haben auf den Morgen gewartet. Wir wollten unsere Eltern nochmal vor dem Abschied sehen. Aber der zusammengesetzte Zug kam in Bewegung, gleich als der Tag anbrach. Wieviel Geschrei und Tränen flossen, es ist schwer zu berichten. ...
Wir waren sehr lange unterwegs. Auf unserem Weg waren ... Pirmasens, Saarbrücken, Kusel. In einem Lager (ich habe schon vergessen, wie es hieß, wurden wir von Bauern aufgekauft."

Ein anderes Opfer berichtet:

"Am 7.10.43 wurde ich zusammen mit anderen Jungen und Mädchen, Jahrgang 1927, ... nach Deutschland fortgeführt. An diesem Tag wurden mit mir aus unserem Dorf über 60 Jungen und Mädchen mitgenommen."

Ähnliche Berichte liegen in vielfältiger Form vor. Oft wurden die eintreffenden Ostarbeiter als Arbeitskräfte auf Bauernhöfen regelrecht versteigert. So berichtet eine Betroffene:

"... Danach wurden wir mit einem anderen Zug nach Pirmasens gebracht, wo die sogenannte eigenartige Versteigerung der Arbeiter stattfand. Mich und noch drei Menschen hat ein Herr aus der Stadt Landstuhl, Herr xxx, gekauft."

Im Tagebuch der Stadt Kaiserslautern finden sich mehrfach Berichte über Zwangsarbeiter. Unter anderem wird von der Ankunft einer Gruppe Ostarbeiter am 27. April 1942 berichtet:

"Heute Vormittag zog eine Kolonne Ukrainer Frauen unter Begleitung von SS-Männern durch die 23-er Straße stadtauswärts. Auf einem Wagen befand sich allerlei Gepäck." [9]

Am 7. Juni 1942 vermeldet das Stadttagebuch:

"Es sind zur Zeit nicht weniger als sieben Nationen hier vertreten: Belgier, Franzosen, Bulgaren, Polen, Rumänen (meist Frauen), Russen, Slowaken. Hunderte von Ausländerinnen sind in hiesigen Betrieben untergebracht." [10]

 

[7] Thorner Freiheit. Zeitung. Stadtarchiv Kaiserslautern.
[8] Krämer/Plettenberg, Feind schafft mit, S. 12.
[9] Stadttagebuch. Stadtarchiv Kaiserslautern.
[10] ebd.

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