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Inge Zimmermann: "Ostarbeiter" in Kaiserslautern im Spiegel von Zeitzeugenerinnerungen

Die Zahl der Einberufungen zum Militär nahmen 1939 stark zu. Damit wurde die Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter verschärft. Mehrere hunderttausend Arbeitskräfte fehlten in Industrie und Landwirtschaft. Der Einmarsch der deutschen Armee in Polen tat ein Übriges. Mit einem Schlag wurden zehn Prozent der Arbeiter allein aus kriegs- und lebenswichtigen Betrieben abgezogen. Im weiteren Verlauf des Krieges wurden immer mehr Arbeitskräfte aus der Industrie abgezogen, zwischen Jahresmitte 1940 und Mitte 1941 allein 1,5 Millionen. Mehrere hunderttausend Arbeitskräfte fehlten also schon 1941, als Göring mit seinem Luftwaffenrüstungsprogramm die Situation in den Betrieben weiter verschärfte. Im Dezember 1941 war endgültig klar, daß Hitlers Strategie eines Blitzkrieges gescheitert war. Seit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion hatte man annähernd vier Millionen Sowjetsoldaten gefangen genommen. Weit mehr als die Hälfte hatte man in den Konzentrationslagern hingerichtet oder einfach verhungern lassen. Nun wurde jedoch erlaubt, die russischen Kriegsgefangenen als Arbeitskräfte in der Rüstungsindustrie zu verwenden. Hitler gibt die Kriegsgefangenen mit den Worten "... füttern müssen wir die Gefangenen doch und es wäre unsinnig, daß sie in den Lagern als unnütze Esser faulenzen“ zum Arbeitseinsatz frei. [1] Ministerialdirektor Mansfeld, Reichsarbeitsministerium, umreißt im Februar 1942 die Lage:

"Die gegenwärtigen Schwierigkeiten im Arbeitseinsatz wären nicht entstanden, wenn man sich rechtzeitig zu einem großzügigen Einsatz russischer Kriegsgefangener entschlossen hätte. Es standen 3,9 Millionen Russen zur Verfügung, davon sind nur noch 1,1 Millionen übrig. Allein im November 1941 bis Januar 1942 sind 500.000 Russen gestorben." [2]

Heinrich Himmler stellt im Oktober 1943 bedauernd fest:

"Wir haben damals die Masse Mensch nicht so gewertet, wie wir sie heute als Rohstoff, als Arbeitskraft werten, was letzten Endes, wenn ich in Generationen denke, nicht schade ist, was aber heute, wegen des Verlustes der Arbeitskräfte bedauerlich ist: Die Gefangenen sind nach Zehntausenden und Hunderttausenden an Entkräftung und Hunger gestorben." [3]

Diese Erkenntnis kam für den Arbeitsmarkt zu spät. Immer noch fehlten Arbeitskräfte. Eine Lösung musste gefunden werden. Fritz Sauckel wurde "Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz" (GBA).

"Die Sicherstellung der für die gesamte Kriegswirtschaft, besonders für die Rüstung erforderlichen Arbeitskräfte bedingt eine einheitlich ausgerichtete, den Erfordernissen der Kriegswirtschaft entsprechende Steuerung des Einsatzes sämtlicher verfügbarer Arbeitskräfte einschließlich der angeworbenen Ausländer und der Kriegsgefangenen sowie die Mobilisierung aller noch unausgenutzter Arbeitskräfte im Großdeutschen Reich einschließlich des Protektorats sowie im Generalgouvernement und in den besetzten Gebieten." [4]

 

[1] Jürgen Bergmann, Der Reichseinsatz - Zwangsarbeiter in Deutschland. 1942/43 Ostarbeiter. 3sat.
[2] ebd.

[3] ebd.
[4] Hans-Henning Krämer/Inge Plettenberg, Feind schafft mit. Ausländische Arbeitskräfte im Saarland während des Zweiten Weltkrieges. Ottweiler 1992, S. 26.

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