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Michael Martin: Zwangsarbeiter in Landau

Das Zwangsarbeiterlager in Landau-Dammheim

Sehen wir einmal von den wenigen Tschechen und Slowaken ab, die bereits 1938 in Landau eintrafen, so lässt sich ein verstärkter und organisierter Einsatz ausländischer Arbeitskräfte ab Sommer 1942 nachweisen. Es liegt eine Entschließung des Bürgermeisteramtes Landau vom 27. August 1942 vor, in der es wie folgt heißt:

"Um dem in der Rüstungsindustrie und in der gewerblichen Wirtschaft immer stärker fühlbaren Mangel an Arbeitskräften zu begegnen, sollen auch in Landau sowjetrussische Zivilarbeiter (Ostarbeiter) eingesetzt werden. Die sowjetrussischen Zivilarbeiter sind in geschlossenen Lagern unterzubringen, die sie nur zum Zwecke des Arbeitseinsatzes in Begleitung des Wachpersonals verlassen dürfen." [10]

Vorbereitungen zu einer Verwaltung der zu erwartenden Arbeiter wurden offensichtlich schon früher getroffen. Denn am 27. Juli 1942 schloss die Stadt Landau in Zusammenarbeit mit der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und dem Arbeitsamt einen Vertrag mit Landauer Firmen zur Errichtung eines Gemeinschaftslagers in der Kronstraße 49 (ehemals Café Stoepel). Das Anwesen war schon ein Jahr lang leergestanden und hier sollten vorerst 80 Arbeiter untergebracht werden. Es blieb, aus welchen Gründen auch immer, nur bei diesem Plan. Vielleicht lag das Gebäude auch zu zentral in der Stadt. Realisiert wurde schließlich die Belegung von zwei Wohnbaracken, die in Dammheim für Westwallarbeiter errichtet worden waren. Lagepläne gibt es von diesen Baracken keine, aber sie dürften dort gestanden haben, wo vor dem Straßenneubau die Mülldeponie war. Genutzt wurden die Baracken, die der Flakverwaltung Speyer unterstanden, von der Deutschen Arbeitsfront für die Verköstigung von hier durchkommenden Transportzügen mit ausländischen, vor allem französischen Arbeitskräften, die im Reich verteilt wurden.

In einer Vereinbarung zwischen dem Gaubeauftragten für Lagerbetreuung der Deutschen Arbeitsfront und der Stadt Landau wurde festgelegt, dass die Stadt die Baracken übernimmt, der DAF die Verwaltung des Lagers überträgt, aber für alle Kosten aufkommt. Die Bewirtschaftung der Küche und Kantine erfolgte nach den Anweisungen der DAF, ebenso die gesundheitliche Betreuung in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und der Krankenkasse. Alle anfallenden Kosten, für die die Stadt zuerst in Vorlage trat, wurden später auf die Betriebe umgelegt, die die Arbeiter beschäftigten. Zur Durchführung der von der Stadt übernommenen Aufgaben wurden im Haushaltsplan 1942 unter dem Titel "Ostarbeiterlager" die entsprechenden Mittel eingesetzt. Dieser Titel taucht im Übrigen noch in den Nachkriegshaushaltsplänen ab 1945 als Einnahmetitel auf, als versucht wurde, die Vorschüsse von den Betrieben wieder hereinzuholen.

 

[10] StA LD A II 2635.

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