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Michael Martin: Zwangsarbeiter in Landau

Zur Situation der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Landau

Im ersten vorläufigen Überblick lässt sich folgendes feststellen: Nach der Meldung der Stadtverwaltung aus dem Jahre 1949 waren in den Jahren 1943 bis 1945 in Landau 3.282 Ausländer und Ausländerinnen wenigstens zeitweise beschäftigt, dazu kamen noch 205 Kriegsgefangene. Im Einzelnen waren es 1.400 Russen, 692 Franzosen, 666 Polen, 47 Belgier, 32 Holländer, 6 Tschechen, 30 Jugoslawen, 4 Griechen, 6 Luxemburger und 397 Personen unbekannter Nationalität. [9]

Arbeitgeber dieser Menschen waren:

  • die Stadt Landau
  • die Reichsbahn
  • alle Landauer Firmen und
  • viele Landauer Privathaushalte.

Dies sind vorläufige Zahlen, die aber selbst bei einer Einzeluntersuchung nicht mehr entscheidend korrigiert werden müssen. Auf die Unterkünfte, in denen die Menschen untergebracht waren, und die in der ganzen Stadt verteilt waren, wird noch eingegangen.

Schon dieser kurze Überblick macht deutlich: Zwangsarbeit war keine Ausnahmeerscheinung, sondern gehörte in der Stadt, wie überall in Deutschland, während der Kriegszeit zum Alltag. Bevor die Landauer Verhältnisse näher beschrieben werden, noch einige grundsätzliche Bemerkungen zur Zwangsarbeit unter dem Nationalsozialismus.

Mit ihrem Aufrüstungsprogramm - seit 1936 im Rahmen des Vierjahresplanes organisiert - erreichte die Politik des NS-Regimes bis 1938 nahezu die Vollbeschäftigung, in einigen Fällen zeigte sich sogar ein deutlicher Arbeitskräftemangel, vor allem in der Landwirtschaft, aus der sich die Beschäftigten durch die höheren Industrielöhne abwerben ließen. Ebenso angespannt war die Arbeitsmarktlage in Facharbeiterberufen, besonders der Rüstungsindustrie. Mit Kriegsbeginn 1939 verschärfte sich natürlich die Situation auf dem Arbeitsmarkt ganz erheblich. Zu einer allgemeinen Dienstpflicht für deutsche Frauen konnte sich das Regime aus ideologischen Gründen nicht entscheiden. So drängte sich der Arbeitseinsatz ausländischer Arbeitskräfte förmlich auf. Bereits Ende 1938 kamen Tschechen aus dem gerade annektierten "Protektorat Böhmen und Mähren" zum Arbeitseinsatz ins Deutsche Reich. Nach den Blitzkriegserfolgen gegen Polen und Frankreich wurden nicht nur Kriegsgefangene in großer Zahl herangezogen, auch so genannte Zivilarbeiter aus Polen, seit Sommer 1940 auch aus Holland, Belgien und Frankreich wurden rekrutiert. Ab Spätsommer 1941 stand mit den Menschen in den besetzten Gebieten der Sowjetunion ein fast unerschöpfliches Arbeitskräftereservoir zur Verfügung. Insgesamt gelangten zwischen 1939 und 1945 rund zehn Millionen Menschen aus ganz Europa zum Arbeitseinsatz nach Deutschland. Der jeweilige Zuwachs nach Nationalitäten lässt sich auch in Landau nachvollziehen.

 

[9] StA LD A II 1309.

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