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Auszüge aus Arbeitseinsatzprogramm des Generalbevollmächtigten
für den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel
Der Beauftragte für den Vierjahresplan
-Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz- 20.4.42
[...] Die Rüstungs- und Ernährungsaufgaben machen nun aber
neben der totalen Erfassung aller deutschen Arbeitskräfte die Hereinnahme
fremder Arbeitskräfte zur dringendsten Notwendigkeit.
Ich habe daher das Transportprogramm, das ich bei der Uebernahme meines
Auftrages vorgefunden habe, sofort verdreifacht.
Der Schwerpunkt dieses Transportes wurde zeitlich in die Monate Mai/Juni
vorverlegt, so dass die Hereinnahme fremder Arbeitskräfte aus den
besetzten Gebieten für eine vermehrte Produktion in Hinblick auf
kommende Operationen des Heeres, wie auch für die landwirtschaftlichen
Arbeiten im Sektor der deutschen Ernährungswirtschaft, noch unter
allen Umständen wirksam werden kann.
Alle schon in Deutschland befindlichen Kriegsgefangenen, sowohl aus den
West- wie den Ostgebieten, müssen, soweit dies noch nicht geschehen
ist, ebenfalls restlos der deutschen Rüstungs- und Ernährungswirtschaft
zugeführt, ihre Leistung muß auf den denkbar höchsten
Stand gebracht werden.
Es ist zu betonen, dass trotzdem noch eine gewaltige Zahl fremder Arbeitskräfte
ins Reich hereingenommen werden muß. Das größte Reservoir
hierfür sind die besetzten Gebiete des Ostens.
[...] Die restlose Beschäftigung aller Kriegsgefangenen sowie die
Hereinnahme einer Riesenzahl neuer ausländischer Zivilarbeiter und
Zivilarbeiterinnen ist zur undiskutierbaren Notwendigkeit für die
Lösung der Aufgaben des Arbeitseinsatzes in diesem Kriege geworden.
Alle diese Menschen müssen so ernährt, untergebracht und behandelt
werden, daß sie bei denkbar sparsamstem Einsatz die größtmöglichste
Leistung hervorbringen.
Es ist für uns Deutsche von jeher selbstverständlich, daß
wir gegenüber dem besiegten Feind, selbst wenn er unser grausamster
und unversöhnlichster Gegner gewesen ist, uns jeder Grausamkeit und
jeder kleinlichen Schikane enthalten, ihn korrekt und menschlich behandeln,
auch dann, wenn wir eine nützliche Leistung von ihm erwarten.
Ich bitte, dabei zu bedenken, daß auch eine Maschine nur das zu
leisten vermag, was ich ihr an Treibstoff, Schmieröl und Pflege zur
Verfügung stelle. Wieviel Voraussetzungen mehr aber muß ich
beim Menschen, auch wenn er primitiver Art und Rasse ist, gegenüber
einer Maschine berücksichtigen.
Ich könnte es gegenüber dem deutschen Volke nicht verantworten,
nach Deutschland eine ungeheuere Anzahl solcher Menschen hereinzubringen,
wenn diese anstatt einer sehr notwendigen und nützlichen Leistung
eines Tages wegen Fehlern in der Ernährung, Unterbringung und Behandlung
das deutsche Volk auf das schwerste belasten oder gar gesundheitlich gefährden
würden.
Auch für die Russenlager müssen daher auf das allersorgfältigste
die Grundsätze deutscher Sauberkeit, Ordnung und Hygiene Geltung
haben.
Quelle: Stadtarchiv Worms, Abteilung 180/1 Nr. 301
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